Narbenbaum

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Der gerade, grün-braune Stamm,
ganz schmal gewachsen,
kahl und mit Narben versehen,
noch ohne zarte Triebe,
ohne prachtvoll Grün,
beinah ging ich an ihm vorbei,
ließ ihn unbeachtet stehen.

Doch auf einem kurzen Aste,
verweilte wohl zur Ruh,
eine schwarze Krähe,
ihr Kopf geneigt, der Schnabel leicht geöffnet,
und ich sah ihr schweigend zu,
wie sie ihr Gefieder streckte.

Plötzlich erhob sie sich mit neuer Kraft,
mit Schwung hinauf ins zarte Blau,
zurück blieb der kahle, vernarbte Baum,
gerade und ganz schmal gewachsen,
der benetzt von zartem Tau,
mir unvergessen bleibt!